Am Donnerstag war dann primär der Besuch des Palastes - oder besser gesagt des inneren Palastgartens, welcher nicht allgemein zugänglich ist - angesagt. Da ich mit dem Bloggen schon recht im Verzug bin, guckt ihr euch am besten die Fotos im letzten Eintrag "Fotos aus Tokio 5" an und ich beschränke mich hier auf das Wesentliche und auf Dinge, die man nicht unbedingt auf den Fotos sieht. Wir konnten leider das Permit vorgängig nicht ausdrucken, da der Drucker im Hotel "defekt" war, ich nehme aber eher an, dass irgendein DAU (= Dümmster Anzunehmender User) was verbastelt hatte. Auf jeden Fall sind wir mit der U-Bahn in den Stadtteil Chuo-Ku gefahren, wo sich hauptsächlich der Palast und aussenrum Business-Hochhäuser befinden. Zum Glück reichte dann die Kenntnis der Permit Number und das Vorweisen unserer Pässe, um Einlass beim Palast-Tor zu erhalten. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt *hehe* Vor der Besichtigung wurden dann noch an Nicht-Japanisch-Sprechende Besucher jeweils ein Audio-Führer ausgeteilt, man konnte im Souvenir-Shop allerlei Krimskrams mit dem kaiserlichen Symbol erwerben und erhielt über ein Video einen Überblick darüber, was man alles besichtigen wird.
Die Besichtigung hat sich echt gelohnt, ich war besonders von der Ruhe und der Grosszügigkeit des Gartens beeindruckt, man hätte glatt vergessen können, dass man sich inmitten einer Mega-Grossstadt befindet. Doof war, dass mein Audio-Führer nach 5 Minuten den Geist aufgab, dafür hatte ich halt mehr Zeit um Fotos zu schiessen. Amüsant war, dass der Guide (mit weissen Handschuhen und Megafon) laut Mario immer wieder alle darauf hinwies, dass man doch bitte in Zweier-Kolonnen gehen soll und für Fotos nicht stehen bleiben soll, ausser es handelt sich um einen offiziellen Stop. Also so in etwa wie früher im Kindergarten bei irgendwelchen Ausflügen. Da praktisch alle Besucher erwachsen waren, hat sich natürlich keiner daran gehalten und dies wurde - für mich irgendwie japan-typisch - auch akzeptiert; insbesondere wir Ausländer wissen halt einfach nicht, wie das mit der Ordnung und der Effizienz richtig funktioniert.
Sehr besorgt war der Guide auch jedes Mal, wenn irgendwo ein Auto durchfahren wollte, schliesslich soll uns ehrenwerten Gästen ja auch unter keinen Umständen etwas passieren. Wir sollten dann immer stehen bleiben, damit uns das Auto auch ja nicht aus Versehen überfährt. Wie das bei einer über-breiten Strasse und aus 5 Metern Distanz passieren soll, ist mir zwar nicht klar, aber es dient im Endeffekt ja nur der Sicherheit *lol* Wo ich grad beim Thema bin, wir wurden weder durchsucht noch ge-metall-detektort noch sonst irgendwas in der Richtung. Ob das im weissen Haus in den USA wohl auch so locker zugeht? ;) Ab und zu sah man während der Besichtigung zwar ein paar wenige Sicherheitsbeamten (mit Schlagstock und Funkgerät) oder ein Auto mit zwei Sicherheitsbeamten, aber dies war alles völlig unaufdringlich und lief komplett im Hintergrund ab. Falls wir noch von weiteren Sicherheitsleuten überwacht wurden, waren die wohl extremst gut getarnt. Hut ab, so macht das wirklich Spass
Lustig bis fast schon schräg fand ich auch noch, dass wir zwei Gruppen von Gärtnern - eventuell warens auch Freiwillige, die es toll finden, ihrem Kaiser einen Dienst erweisen zu dürfen, die meisten waren auf jeden Fall schon im Pensions-Alter - gesehen haben. Jetzt kommt der Knüller an der Sache: Die sind doch echt im braunen, halb vertrockneten Rasen gekniet, haben jeden Gras-Halm einzeln inspiziert und die zu langen Halme mit einer Pinzette ausgezupft. Und nein, das ist jetzt echt kein Witz!
Nachdem die Besichtigung zu Ende war - im Übrigen konnte man einfach rausspazieren, es gab keine sichtbare Ausgangs-Kontrolle oder -Zählung - gingen wir zur Tokio Main Station, um dort beim Post Office mal abzuchecken, wie ich den ganzen gekauften Kram am Besten in die Schweiz kriege. Als wir nach einigem Suchen und Rumlatschen das Post Office endlich gefunden hatten, hingen dort leider nur Schilder, die auf Japanisch (und eben nur auf Japanisch) darauf hinwiesen, dass sich das Post Office im Umbau befindet und man sich für seine Angelegenheiten doch an eine der in der Karte eingezeichneten Post-Stellen wenden soll. Für Ausländer ohne Übersetzer ist das natürlich ideal, insbesondere, weil man dann auch nicht weiss, ob man jetzt zu einer Rot, Orange oder Grün eingezeichneten Post-Stelle gehen soll. Zum Glück war Mario dabei, sonst wär die Odysee wohl noch einiges länger gegangen. Also sind wir zur eingezeichneten Post-Stelle gegangen, welche wir nach 1x um den ganzen Block laufen dann auch gefunden haben. Schnell nachgefragt, was wir an Labels, Formularen, etc. brauchen und uns dann zwei Adress-Labels geschnappt; das Paket bringen wir dann morgen vorbei. Das ganze Post-Rumgelatsche hat uns in Zwischenzeit natürlich durstig gemacht und leider mussten wir dann nochmals etwas rumsuchen um ein Café zu finden, in dem man rauchen darf. Im Untergeschoss eines Bürogebäudes fanden wir dann zum Glück ein French-Style-Bistro, das mit "Smokers Welcome" warb.
Wir sind danach zurück ins Hotel und nachdem wir uns frisch gemacht hatten, wollten wir diesen kaiserlichen Tag natürlich mit einem kaiserlichen Nachtessen ausklingen lassen. Dank einem Blog Post hatte ich vorgängig die Adresse eines Restaurants namens ins Steak House Satou ausfindig gemacht, wo man zu nicht absolut horrenden Preisen echtes Matsusaka Beef essen kann. Also gings mit der JR Chuo Line (Richtung Takao) ab nach Kichijoji, dort dann den North Exit nehmen und dann am Bahnhofplatz die zweite Strasse (ist eher eine Einkaufs-Passage) linkerhand, bis wir beim Steak House Satou angelangt sind. Hier hats auch noch eine passende Karte dazu, das Fadenkreuz in der Mitte ist das Steak House Satou. Und ja, aus meiner Sicht MUSS man unbedingt dort essen gehen, wenn man in Tokio ist!
Wer sich jetzt fragt, was Matsusaka Beef ist und wieso das so etwas Spezielles ist, der soll sich mal den dazugehörigen Englischen Wikipedia-Artikel: Matsusaka Beef anschauen. Hier die Kurz-Fassung in Deutsch: "Matsusaka Rindfleisch stammt von jungfräulichen, weiblichen Kühen, welche in der Präfektur Hyogo geboren wurden. Die Kühe werden in der stillen, ruhigen Umgebung von Matsusaka aufgezogen. Es werden dort nur weibliche Kühe aufgezogen, welche reichlich Futter, darunter Sojakuchen und gemahlener Weizen, erhalten. Wenn sie keinen Appetit haben, erhalten sie Bier, um das Essverhalten anzuregen; auch erhalten sie regelmässige Massagen, nachdem sie vorher mit Shochu (japanischer Schnaps) eingesprayt worden sind und man geht jeden Nachmittag mit ihnen spazieren. Ruhige Musik wird ihnen vorgespielt, um sie zu beruhigen und um besseres Fleisch zu produzieren." Der Deutsche Wikipedia-Artikel: Kobe-Rind enthält auch noch weitere Informationen. Matsusaka Beef und Kobe Beef sind von der Aufzucht her praktisch gleich, nur ist das Matsusaka Beef weltweit nicht so bekannt, dafür bei den Japanern angeblich beliebter.
Das Steak House selbst ist im 1. Stock, im Erdgeschoss befindet sich die Metzgerei. Das Restaurant selbst erreicht man über eine extrem steile und schmale Treppe neben der Metzgerei und es hat dort nur ca. 15-20 Sitzplätze, dafür kann man den Köchen dann auch gleich bei der Arbeit zusehen. Laut anderen Berichten, kann es übrigens durchaus passieren, dass man eine halbe Stunde oder noch länger anstehen muss, um einen Sitzplatz zu bekommen, Reservierungen weren (IMO zum Glück) nicht angenommen. Wir waren aber recht früh dran und mussten deshalb auch nicht anstehen. Auf der Karte hat es nur eine Speise - Matsusaka Beef - und man darf dann einfach noch wählen, welchen Teil der Kuh und wieviel Gramm man verzehren möchte, wir haben das "Matsu Set" genommen, für so umgerechnet 70-80 Franken pro Person (inklusive einem Glas Wein).
Gespannt warteten wir auf dieses sage-umwobene Gericht und als dann serviert wurde, konnten wir uns kaum noch zurückhalten. Nun, was soll ich sagen: Das war einfach das beste Stück Fleisch, welches ich in meinem Leben je geniessen durfte und falls ich aus irgendeinem Grund mal eine Henkersmahlzeit auswählen müsste, so würde ich ohne weiteres Überlegen ein Matsusaka Beef verlangen. Das Fleisch ist so zart, dass es praktisch auf der Zunge zergeht und ich meine dies jetzt explizit nicht im übertragenen Sinn. Die dazu gereichten Sossen haben wir zwar kurz probiert, aber den himmlischen Geschmack dieses Fleisches mit einer Sosse quasi zu überdecken, war uns dann doch zu Schade. Dass die Köche ihr Handwerk verstehen, hat man auch daran gemerkt, dass die Beilagen und auch der Wein einen praktisch neutralen Geschmack hatten, so dass man seine Geschmacksnerven damit jederzeit wieder auf null kalibrieren kann, um jedes Stück Fleisch aufs neue geniessen zu können. Das war jetzt einfach der absolute Ober-Hammer und ich kann jeden Gourmet verstehen, der nur wegen dieses einen Gerichts schnell nach Japan fliegen würde.
Nachdem wir aus diesem kulinarischen Traum leider wieder aufwachen mussten - ich habe während dem Essen praktisch alles um mich herum vergessen - machten wir uns dann satt und halbwegs in Trance schwebend so langsam auf den Rückweg. Natürlich haben wir uns dann auch das Angebot der Metzgerei genauer angeschaut. Ein Kilo des besten Stücks Matsusaka Beef kostet umgerechnet 360 Franken - und es ist auch jeden verdammten Rappen wert! Wir sind dann noch an einem coolen Laden - eine Mischung aus Antiquitäten-Geschäft, Chat Noir und Sharper Image - vorbeigekommen, wo ich noch ein paar letzte Souvenirs ergattert habe. Danach liessen wir den Abend in einer kleinen Bar in Kichijoji ausklingen, bevor wir uns glücklich und zufrieden zurück ins Hotel begaben.
Ich glaube, diesen geilen Tag werde ich in meinem Leben nie vergessen!
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